Kirche als unsere Mutter

 ■ Wenn man als Priester verschiedene Menschen trifft, räumen einige beim Gespräch bisweilen von sich aus ein, dass sie keine Kirchgänger seien, stellen dann aber fest, dass sie dennoch an Gott glauben würden, und fügen fast schon entschuldigend hinzu, sie könnten zu Ihm ja sehr wohl auch in der freien Natur, so zum Beispiel beim Spaziergang im Wald, beten können. Diese Meinung ist heute ziemlich verbreitet, nicht wenige versuchen mit solchen oder ähnlichen “Argumenten”, ihren fehlenden Gang in die Kirche zu erklären. Man brauche halt die Kirche als solche nicht unbedingt und kann gern darauf verzichten. (Hier geht es wohlgemerkt um die grundsätzliche Frage nach dem Sinn und der Bedeutung der Kirche als Heilseinrichtung!)
Oder die Menschen, die alles andere als kirchlich-katholisch orientiert sind, drücken ihre grundsätzliche Kritik an der Institution Kirche so aus, dass sie behaupten, die katholische Kirche als solche sei ja sowieso eine spätere Erfindung späterer Jahrhunderte, der Päpste und Bischöfe. Zunächst habe es das Urchristentum gegeben, in welchem es keine echten Dogmen als von der Kirche verpflichtend formulierten Glaubenssätze gegeben habe, außer dass man irgendwie allgemein daran geglaubt hätte, Jesus Christus sei der (nicht nähe umschriebene) “Sohn Gottes” und “Messias”. Man habe alles mehr oder weniger “locker” gesehen und habe sich auch über so manche Ungereimtheit in der Lehre nicht so sehr aufgeregt. Und erst später, im Lauf der nächsten Jahrhunderte, seien Dogmen aufgestellt und kirchliche hierarchische Strukturen geschaffen worden, welche es ursprünglich so nicht gegeben hätte.
Damit einher geht auch die Vorstellung, in der Urchristenheit habe es kein spezielles Weihepriestertum gegeben. Alle seien sich im Urchristentum wie in einer Kommune gleich gewesen, keinem wurden damals mehr Rechte oder eine höhere Lehrautorität zugebilligt worden als den anderen. Deswegen dürfe, ja müsse man sich heute gegen diese ganzen späteren (angeblichen) Erfindungen der Päpste, Bischöfe und Priester auch unbedingt auflehnen. Alle seien ja das “Volk Gottes” und hätten demnach das Recht, bei allem und jedem vor allem auch mitzubestimmen.
Sicherlich trug zu dieser Sicht der Dinge nicht unwesentlich auch der Protestantismus bei, der ja praktisch alles kurz und klein geschlagen und somit vernichtet hat, was damals im 16. Jahrhundert als Kirche bekannt war. Auch sprach man da dem speziellen Weihepriestertum die Berechtigung ab und proklamierte (auf eine doch ziemlich populistische Art und Weise!) das so genannte Priestertum aller Gläubigen. Wohl auch deswegen erfreuen sich ja heute die “Reformatoren” wie Luther, Zwingli und Kalvin einer solchen hohen Popularität und Wertschätzung bei vielen Gläubigen und “Würdenträgern” der modernistischen Konzilskirche, so dass man meinen möchte, jene würden von diesen praktisch als Kirchenlehrer und absolute Koryphäen angesehen und verehrt.
Ist es denn sonst zufällig, dass man heute wieder gegen die durch Jahrhunderte der Kirchengeschichte geheiligte Tradition der katholischen Kirche vorgeht und (fast) alles in Frage stellt und relativiert, was als katholisches Glaubensdogma bekannt ist, um es schließlich als gänzlich verworfen auf die Müllhalde der Geschichte zu werfen. Aber eine solche Dogmenlosigkeit bzw. Unbestimmtheit in der Glaubenslehre sei ja angeblich gerade das Ideal des Urchristentums, der Urgemeinde, gewesen.
Aber stimmt denn dies alles? Darf man wirklich davon ausgehen, dass die Kirche mit ihrer hierarchischen Struktur, dem Weihepriestertum und den klaren und unmissverständlichen Glaubenssätzen tatsächlich eine spätere Erfindung des katholischen Klerus war, der auf diese Weise nur seine eigene Macht festigen und ausbauen wollte, um das Volk unter Kontrolle halten zu können, wie uns heute so manche wieder auf ziemlich populistische und medienwirksame Art und Weise weißmachen wollen?
■ Nun, wollen wir uns bei der Beantwortung dieser Frage doch die konkrete Situation vor Augen führen, welche den historischen Hintergrund bzw. den theologischen Anlass für das so genannte Apostelkonzil, das erste Konzils der Christenheit, bildete. In der Apostelgeschichte des Neuen Testamentes wird uns ja zunächst berichtet, dass die Apostel sich mit der Predigt von Jesus nicht nur an die Juden wandten, sondern auch an verschiedene Heiden, unter welchem Begriff man damals alle nichtjüdischen Völker verstand. Zumal ja ihnen Jesus vor Seiner Himmelfahrt ausdrücklich den feierlichen Auftrag gab, “alle Völker zu Jüngern” zu machen (vgl. Mt 28,19).
“Aus Judäa kamen indessen einige herab und lehrten die Brüder: ‘Wenn ihr euch nicht nach dem Brauch des Moses beschneiden lasst, könnt ihr nicht zum Heil gelangen.’ Mit diesen kamen Paulus und Barnabas in heftigen Streit und Wortwechsel. Man beschloss daher, Paulus und Barnabas und einige andere aus ihrer Mitte sollten wegen dieser Streitfrage zu den Aposteln nach Jerusalem hinaufgehen.” (Apg 15,1f)
An diesem letzten Satz ist doch höchst interessant, dass die beiden Parteien, die hier zwar eine jeweils andere Ansicht in einer bestimmten Glaubensfrage vertraten, dennoch darin übereinstimmten, ihre theologische Streitfrage den Aposteln in Jerusalem vorzulegen, um sie nämlich zu konsultieren. Also besaßen die Apostel sowohl bei den Gläubigen als auch bei den übrigen Jüngern bereits eine solche Autorität in Glaubensfragen, welche die der einfachen Gläubigen klar überstieg!
“Von der Gemeinde zur Reise ausgerüstet, zogen sie durch Phönizien und Samaria und erzählten von der Bekehrung der Heiden. Damit bereiteten sie allen Brüdern eine große Freude. In Jerusalem angekommen, wurden sie von der Gemeinde, den Aposteln und den Ältesten empfangen. Sie berichteten alles, was Gott durch sie gewirkt hatte. Aber einige, die von der Partei der Pharisäer her zum Glauben gekommen waren, traten mit der Forderung auf: ‘Man muss sie beschneiden und anhalten, dass sie das Gesetz Moses beobachten.’
Da versammelten sich die Apostel und die Ältesten, um hierüber zu beraten.” (Apg 15,3-6) Wiederum höchst interessant, dass zum eigentlichen Gremium dieses Konzils nur “die Apostel und die Ältesten” bildeten! Nur dieser Kreis besass also die Autorität, bei der betreffenden Entscheidungsfindung auf dem Konzil aktiv mitzuwirken!
Kurz vor dem Bericht über das Apostelkonzil wird in der Apostelgeschichte über Paulus und Barnabas ausgeführt, die in einer ganzen Reihe von Gegenden und Provinzen eine Missionsreise unternahmen, dass “sie in jeder Gemeinde durch Handauflegung unter Gebet und Fasten Älteste für sie aufstellten und sie dem Herrn empfahlen, dem sie sich gläubig zugewandt hatten” (Apg 14,23). Also sind jene “Ältesten” solche Männer, welche von Paulus und Barnabas durch eine Art sakramentale Weihe offenkundig das bischöfliche Amt übertragen bekamen, damit sie eben in den jeweiligen Gemeinden die Leitungsaufgabe übernehmen könnten.
Paulus und Barnabas selbst wurden ebenfalls auf dieselbe Art und Weise für ihre Missionsaufgabe vorbereitet: “Während sie einmal den Gottesdienst vollzogen und fasteten, gebot ihnen der Heilige Geist: ‘Sondert mir doch Barnabas und Saulus zu dem Werk aus, zu dem Ich sie berufen habe.’ Da fasteten und beteten sie, legten ihnen die Hände auf und ließen sie ziehen” (Apg 13,3). Somit konnte bereits zur Zeit der Apostel nur der die ganz besondere Missionsaufgabe übernehmen und galt somit als der eigentliche Träger der christlichen Missionsarbeit, der dazu speziell aus dem gläubigen Volk ausgesondert und durch die sakramentale Weihe befähigt wurde. Die Weihespendung selbst ging ursprünglich auf die Apostel zurück. Und auch nur sie und die von ihnen speziell geweihten “Ältesten”, worunter man unschwer Bischöfe erkennt, haben, wie wir bereits gesehen haben, die betreffenden Weihespendung vollzogen. (Von einer etwaigen Beauftragung durch irgendein Gremium der einfachen Gläubigen keine Spur!)
Und nur die Apostel und solche “Älteste” durften also aktiv an jenem Konzil teilnehmen - ausschließlich dieser Personenkreis besass darauf eine mitentscheidende Stimme! Somit besass die Christenheit bereits im Zeitalter der Apostel sowohl eine klare hierarchische Struktur als auch einen Klerus, zu welchem man kraft der sakramentalen Weihe gehörte. Die Differenzierung zwischen dem Klerus und der Laienschaft war also gleich zu Beginn der Existenz der Kirche gegeben.
■ “Da versammelten sich die Apostel und die Ältesten, um hierüber zu beraten. Nach langem Hin- und Herreden erhob sich Petrus und sagte zu ihnen: ‘Brüder, wie ihr wisst, hat Gott vor langer Zeit bei euch entschieden, dass die Heiden aus meinem Mund das Wort des Evangeliums vernehmen und zum Glauben kommen. Gott, der die Herzen kennt, hat für sie Zeugnis abgelegt, indem Er ihnen ebenso wie uns den Heiligen Geist verliehen hat.’” (Apg 15,6-8) Auch mit anderen Worten versuchte Petrus zu überzeugen, dass die Heidenchristen nicht insofern judaisiert werden dürfen, indem man sie nämlich beschneidet und auf das mosaische Gesetz verpflichtet.
“Die ganze Versammlung schwieg. Sie hörten dann Barnabas und Paulus an, die erzählten, welch große Zeichen und Wunder Gott durch sie unter den Heiden gewirkt hatte.” (Apg 15,12) Darauf folgt eine Rede des Jakobus, der mit Verweis auf ein Zitat aus dem Propheten Amos ähnlich argumentierte, man solle “den Heiden, die sich zu Gott bekehren, keine Last mehr aufbürden, wohl aber ihnen schriftlich mitteilen, dass sie sich enthalten von Verunreinigung durch die Götzen, von Unzucht, von Ersticktem und von Blut.” (Apg 15,19f)
“Hierauf beschlossen die Apostel und die Ältesten samt der ganzen Gemeinde, aus ihrer Mitte Männer auszuwählen und sie mit Paulus und Barnabas nach Antiochien zu senden, nämlich Judas mit dem Beinamen Barsabas, und Silas, Männer, die unter den Brüdern eine führende Stellung einnahmen.“ (Apg 15,22f) Also wurden wieder Männer “ausgewählt” und Paulus und Barnabas für die spezielle Missionsarbeit in Antiochien beigesellt, die ihrerseits ja bereits “ausgesondert” wurden und die “Handauflegung” erhielten. Dass Judas Barsabas und Silas ebenfalls die “Handauflegung” erhielten, darf nach dem bisher ausgeführten als gegeben vorausgesetzt werden.
Und wenn im obigen Text auch “die ganze Gemeinde” Erwähnung findet, dann heißt es keinesfalls, dass auch die Laien, die ja keinen Anteil am speziellen Weihepriestertum haben, sich ebenfalls aktiv an der Priester- oder Bischofsweihe beteiligt hätten. Das darf eher so verstanden werden, dass sie sich ebenfalls erfreut über die “Auswahl” von Judas Barsabas und Silas zeigten, zumal diese nicht wenigen von ihnen, den Gläubigen, bekannt gewesen sein durften. So richtet ja der Bischof der Ordination der Diakone und Priester im überlieferten Weiheritus auch heute noch die Frage an das anwesende Volk, ob jemand berechtigterweise etwas dagegen habe, dass die betreffenden Kandidaten die entsprechende Weihe erhielten.
“Man gab ihnen (Paulus, Barnabas, Judas Barsabas und Silas - Anm.) folgendes Schreiben mit: ‘Die Apostel und die Ältesten entbieten den Brüdern heidnischer Abkunft in Antiochien, Syrien und Zilizien brüderlichen Gruß. Wir haben erfahren, dass einige aus unserer Mitte ausgezogen sind, durch Reden euch verwirrt und eure Herzen beunruhigt haben; diese haben wir nicht beauftragt.’” (Apg 15,23f) Auffallend ist an diesen Worten, dass “die Apostel und Ältesten” sich nicht nur ihrer ganz besonderen Stellung innerhalb der Urgemeinde bewusst waren, sondern mit einer solchen auch tatsächlich gesprochen haben zu den anderen Gemeindemitgliedern! Ebenfalls ist davon die Rede, dass man erst von ihnen “beauftragt” werden muss, um nicht nur etwas bestimmtes, sondern generell predigen zu dürfen!
Dies alles wird im folgenden noch deutlicher: “‘Darum sind wir übereingekommen und haben beschlossen, Männer auszuwählen und sie zu euch zu senden zusammen mit unseren geliebten Barnabas und Paulus, Männer, die für den Namen unseres Herrn Jesus Christus ihr Leben eingesetzt haben. So haben wir Judas und Silas abgesandt, die auch mündlich euch das gleiche verkünden sollen. Denn der Heilige Geist und wir haben entschieden, euch keine weitere Last aufzuerlegen außer folgenden notwendigen Stücken: Ihr sollt euch enthalten vom Götzenopferfleisch, von Blut, von Erstickten und von Unzucht. Wenn ihr euch davor bewahrt, so tut ihr wohl daran. Lebt wohl!’” (Apg 15,24-29)
Die Teilnehmer des Apostelkonzils teilen also den anderen den offiziellen “Beschluss” ihrer eigenen Beratung mit. Das klingt ja schon ziemlich unmissverständlich wie eine feierliche Verkündigung eines ganz bestimmten Glaubensinhaltes durch das kirchliche Lehramt!
Und vor allem der folgende Satz drückt überdeutlich aus, in wessen Autorität sie letztendlich den Anspruch erhoben, auf diese Weise zu sprechen: “Denn der Heilige Geist und wir haben entschieden”! Also haben die Teilnehmer des Konzils nichts geringeres beansprucht, als dass ihnen der Heilige Geist sozusagen höchstpersönlich eingegeben habe, wie sie sich zu entscheiden und was sie den Gläubigen zu verkünden hätten. Sie haben nicht nur in diesem ganz konkreten Fall im Namen des Heiligen Geistes eine ganz bestimmte Entscheidung in Glaubensfragen getroffen, sondern stellten ihr Amt in der Gemeinde, zu welchem sie nämlich von Christus berufen worden sind, grundsätzlich in Verbindung mit dem Wirken des Heiligen Geistes zum Wohl der ganzen damaligen Christenheit!
■ Was hat sich denn hier letzten Endes ereignet? Nach der Himmelfahrt Jesu und dem Beginn der Missionstätigkeit der Apostel hat sich eine konkrete Frage ergeben, die auf eine Lösung wartete. Offensichtlich haben aber die Apostel zuvor aus dem Mund Jesu keine Äußerung vernommen, welche als eine direkte und präzise Antwort auf die sich jetzt im Lauf der Geschichte ergebene Fragestellung gewertet werden konnte - auch in den Evangelien lässt sich kein direktes Wort Jesu finden, ob denn die Heidenchristen später vor ihrer Taufe das mosaische Gesetz werden annehmen (und sich beschneiden lassen) müssen oder nicht.
Vor die Frage gestellt, was nun zu tun sei, versammelten sich die Apostel und die “Ältesten” (Bischöfe) zu einem gemeinsamen Treffen und berieten sich (Konzil). Letztendlich trafen sie unter Anspruchnahme der ihnen (als Aposteln bzw. kraft der Weihe durch die Apostel und die “Ältesten”) von Christus ganz speziell verliehenen Vollmachten eine klare Entscheidung in einer wichtigen Glaubensfrage (Dogma), wobei sie aus dem von Jesus Gehörten eine logische Schlussfolgerung zogen. Dabei war diese Entscheidung ab sofort für alle Christen bindend (Unfehlbarkeit dieses Beschlusses) - sie wurde allgemein angenommen und nicht bezweifelt!
Die Konzilsväter waren sich sehr wohl dessen bewusst, dass sie damit keine neue Wahrheit schaffen, die etwa im Widerspruch zu den gehörten Worten und erlebten Taten Jesu stünden. Nein, die damaligen Konzilsväter haben hier nur die Grundsätze der vernommenen Lehre Christi auf eine ganz konkrete sich erst jetzt aus der historischen Situation heraus stellende theologische Frage angewandt!
Es war sozusagen nur die logische Fortsetzung bzw. gedankliche Entwicklung der Grundprinzipien der Lehre Christi, die auf diese Weise an sich nicht die geringste inhaltliche Veränderung irgendeiner Art erfuhr. Wie jede Pflanze aus dem Samenkorn entsteht und jeder Ast aus dem Baumstamm herauswächst, ohne dass beide ihrem Wesen nach etwas Verschiedenes oder sogar Gegensätzliches wären, so hing auch diese neue Erkenntnis inhaltlich genuin mit dem gesamten bisherigen Glaubensgut der Christenheit zusammen!
Aber dennoch war dieser Vorgang insofern etwas Neues, als dass es ja einer offiziell-amtlichen Feststellung eines Konzils bedurfte, um eine Antwort auf die sich jetzt, zum gegebenen historischen Zeitpunkt nämlich, mit aller Dringlichkeit gestellte Frage zu finden. Aber auf diese Weise gingen sie nur ihrer Pflicht nach, allen Geschöpfen das Evangelium Jesu Christi zu verkünden (vgl. Mt 28,19f), die sich für sie aus der Erwählung durch Christus bzw. aus der “Aussonderung” durch die Apostel und andere “Ältesten” ergeben hatte.
Sicherlich hätten sie auch alles auf sich beruhen lassen können. Dann wäre aber keine entsprechende Entscheidung getroffen worden ...und die Christenheit wäre in ein Durcheinander bzw. in einen Chaos gestürzt worden, was sowohl ihren Glauben als auch ihre Glaubenspraxis angeht. Dem wurde aber von den Konzilsteilnehmern durch die Ausübung ihrer ihnen durch Jesus Christus übertragenen geistlichen Gewalt vorgebeugt.
An diesem gesamten historischen Beispiel erkennen wir auch den tiefen Sinn und die enorme Bedeutung des kirchlichen Lehramtes, da doch auf diese Weise Jesus Christus, der göttliche Erlöser, selbst durch Seine Apostel und die (rechtmäßigen) Bischöfe weiter in Seiner Kirche wirkt bzw. sie zu jeder Zeit ganz konkret im Heiligen Geist unterweist - “Denn der Heilige Geist und wir haben entschieden”! Die lehramtlichen Entscheidungen der kirchlichen Hierarchie erscheinen wie der verlängerte Arm Gottes im Lauf der menschlichen Geschichte, durch welche den Gläubigen sowohl klare äußere Leitung als auch entsprechende glaubensmäßige Anweisungen bei sich jeweils neu oder aus bestimmten Gründen aktueller stellenden Fragen gewährt wird. Auch auf dieses ganze Gebiet trifft das feierliche Wort Jesu zu: “Seht, Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt” (vgl. Mt 28,20).
Somit sehen wir hier überdeutlich, dass sämtliche Behauptungen, die katholische Kirche sei weder von ihrer hierarchischen Grundstruktur her noch was ihre innere Verfassung angeht, mit dem Urchristentum identisch, praktisch aus der Luft gegriffen! Ebenfalls widersprechen die entsprechenden Berichte der Apostelgeschichte den heute zwar ziemlich populären, aber deswegen dennoch nicht weniger abstrusen Theorien, im frühen Christentum habe es weder ein spezielles Weihepriestertum gegeben noch würden damals dogmatische Entscheidungen getroffen!
Die katholische Kirche ist die von Jesus Christus gegründete Heilseinrichtung, welche mit sich selbst über alle Jahrhunderte hindurch in allen wesentlichen Merkmalen (Einheit, Heiligkeit, Katholizität und Apostolizität) identisch geblieben ist - sich musste sich niemals irgendwie neu erfinden! Dagegen haben sowohl der Protestantismus in seinen sämtlichen Schattierungen als auch die offizielle “Konzilskirche” bzw. der postkonziliare “Katholizismus” auf die eine oder andere Art und Weise in wesentlichen Bereichen einen schicksalshaften Bruch mit der geheiligten Tradition vollzogen, weswegen sie letztendlich lediglich menschliche Einrichtungen darstellen bzw. als solche angesehen werden müssen!

P. Eugen Rissling

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